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UNTER MAUERN LYRICS
"Stolpern, Taumeln, Wanken" (2006)
1. Auf Der Reise 2. Nie Geradeaus 3. Im Rausch Der Selbstgerechten 4. Knochenmuhle 1916 5. Alles Gute 6. Seht Ihn Leben 7. Aufruf zum Letzten Gefecht
1. Auf Der Reise
Früh am Morgen stehen wir auf
Am Mittag sind wir munter
Am Abend legen wir uns nieder
Warten auf den nächsten Lauf
Träumen tausend Wunder
Und erkennen uns nicht wieder
Wer das Feuer abwehrt
Wer das Wasser bewacht
Wer den Himmel erstürmt
Wer wie ein Engel lacht
Der ist auf der Reise
Bleibt nicht dumm,
doch wird nicht weise
Wer Arbeit hat, braucht freie Zeit
Wer Freizeit hat, der lenkt sich ab
Wer alles hat, braucht mehr davon
Vom Anbeginn und in Ewigkeit
Vom Vierbein bis zum Stab
Am Kreuze und auf goldnem Thron
Wer das Feuer abwehrt
Wer das Wasser bewacht
Wer den Himmel erstürmt
Wer wie ein Engel lacht
Der ist auf der Reise
Bleibt nicht dumm,
doch wird nicht weise
2. Nie Geradeaus
Eine Straße ist gepflastert
Von der Geburt bis zum letzten Tag
Und führt dich zweifellos
Mal bergauf und mal bergab,
Doch nie darüber hinaus, dort wo die Wolken hängen
Und die Sehnsucht brennt
Mit der Laterne im Nebel
Nur ein Schimmern im Weiß
Ziehe deine Kreise weiter
Und summe ganz leis´
Nie geradeaus
Lass deine Blicke schweifen
Stolpern, taumeln, wanken
Nur nie geradeaus....gehe nie, gehe nie geradeaus
Verlier´ ausgetret´ne Wege
Denn sie führen nur bedingt zum Ziel
Überwinde deine blinde Scheu
Und mache keinen Schritt zuviel
Gehe darüber hinaus, dort wo die Wolken hängen
Und die Sehnsucht brennt
Mit der Laterne im Nebel
Nur ein Schimmern im Weiß
Ziehe deine Kreise weiter
Und summe ganz leis´
Nie geradeaus
Lass deine Blicke schweifen
Stolpern, taumeln, wanken
Nur nie geradeaus....gehe nie, gehe nie geradeaus
Und meine Sehnsucht brennt
mit der Laterne im Nebel
und ich ziehe meine Kreise
nur nie......
Nie geradeaus
Lass deine Blicke schweifen
Stolpern, taumeln, wanken
Nur nie geradeaus....gehe nie, gehe nie
geradeaus
3. Im Rausch Der Selbstgerechten
Es zieht ein Hauch von Freiheit
Durch gelb und rote Blüten
In Bäumen treibt nun wieder Saft
Die Kraft der langen Müden
Die Strassen werden wieder voll
Von alten Müßiggängern
Die Sonne scheint direkt ins Herz
Vergessen sind die Sorgen
Und geborgen freut sich jedermann
Schon auf den nächsten Morgen
Die Sonne steigt, der Kummer fällt
Hat uns lang genug gequält
Mit Tatendrang und frischem Mut
Schreiten wir voran – und es wird gut
Und ist erst entfacht die innere Glut
Erfüllt sie uns mit warmen Blut
Ja, neu und gut erscheint die Welt
Vergessen ist ´s, dass sie uns quält
Oder ist alles andersrum
Macht der Alltag uns so dumm
Weder sehen, noch verstehen
Woher die kalten Winde wehen
Die immerfort durch Zeit und Raum
Zerstören unseren Menschentraum
Zu schaffen und zu hüten
Unsere Welt und ihre Blüten
Wir selbst sind unsere Sorgen
Wir selbst sind, was uns quält
Und an den Wintermorgen
Verfluchen wir die Welt
Doch erobert der Frühling unser Herz
Bleibt Geschichte unser Schmerz
Und tapfer bis zum nächsten Winter
Verbleiben alle Menschenkinder
Im Rausch der Selbstgerechten
Als ob wir ´s zu was brächten
4. Knochenmuhle 1916
Drunten
In stinkenden Schächten
Mit betäubten Ohren
Da sitzen die Echten
Im eignen Kot
Das Land
Zermahlen und zerrüttet
Mit faulenden Leichen
Verworfen und verschüttet
Ist selbst schon tot
Und wird gemahlen
Verfault am Licht
Wird wieder begraben
Doch ruht es nicht
Ständig
Die donnernde Bertha
So dick und so schwer
Zu Wüsten die Äcker
Erbarmungslos
Ein Meter
Gewonnen durch Blut
Gedärme und Schweiß
Ein Held uriniert
In seinen Schoß
Und wird gemahlen
Verfault am Licht
Wird wieder begraben
Doch ruht er nicht
Es rattert die Mühle im rauschenden Krach...
Gemahlen, verworfen und verdaut
Ausgespuckt und wieder zerkaut
Wenige
Wieder Heimgekehrte
Bringen alle Glieder mit
Verstandeslos Versehrte
Im Herzen alt
Viele
Beim Ausflug nach Paris
Urlaub mit dem Zug
Kurz, so wie es hieß
Sind lange kalt
Und werden gemahlen
Verfaulen am Licht
Werden wieder begraben
Doch ruhen sie nicht
5. Alles Gute
Du bist so nah
Und doch meilenweit weg
Ich kann nicht sehen
Was du vor mir versteckst
Glaub mir ich weiss
Genau wo du jetzt bist
Ich war da auch schon
Ich weiss genau wie´s ist
Ich wünsch dir alles Gute
Auf deinem Weg ins Nichts
Ich wünsch dir, dass du scheiterst so wie ich
Dass du fällst und fast zerbrichst
Keiner wird dir jetzt helfen
Da musst du selber durch
Vertrau hier keinem
Und versteck deine Furcht
Um dich herum wird’s kälter
Und viele werden gehen
Die paar, die bei dir bleiben
Werden dich leiden sehen
Ich wünsch dir alles Gute
Auf deinem Weg zurück
Ich wünsch mir, dass du bald wieder aufstehst
Dass du´s schaffst und nicht durchdrehst
Schau dich an!
Wo bist du jetzt?
Wo kommst du her?
Kennst du mich noch?
Ich schau dich an!
Ich kenn dich doch!
Ich glaubs fast nicht!
Du lebst ja noch!
Ich wünsch dir alles Gute
Auf deinem Weg ans Licht
Ich wünsch dir, dass du alles siehst wie´s ist
Und nie vergisst woher du kommst
Und nie vergisst wer du bist
6. Seht Ihn Leben
Seht ihn liegen, seht ihn schweigen
Seht seine Seele aus dem Körper steigen
Große Wunden, ihm fehlt ein Fuß
Beatmet ihn, weil er leben muss
Im schwarzen Tunnel
Nur ein weißes Licht
Ich will es erreichen
Doch ich schaff es nicht
Lasst mich los - Lasst mich los
Ich will fort von hier - bitte lasst mich los
Starre Augen, lahmer Mund
Kaltes Hirn und Blut im Schlund
In den Därmen ist ein Loch
Eine Woche halten wir ihn noch
Im schwarzen Tunnel
Nur ein weißes Licht
Ich will es erreichen
Doch ich schaff es nicht
Lasst mich los - Lasst mich los
Ich will fort von hier - bitte lasst mich los
7. Aufruf zum Letzten Gefecht
Lasst uns Lügen türmen,
Wahrheit stürmen
Stein um Stein die Häuser schleifen
Plündernd durch die Städte streifen
Lasst uns Wälder pflanzen,
Gleich wie Lanzen
Himmelwärts gestellt und schützend
Weder Gier noch Habsucht nützend
Lasst uns Mythen stricken,
Heimwärts blicken
Wort um Wort den Sinn vernichten
Gegen uns, oh Götter, dichten
Lasst uns Ehrfurcht spüren,
Im Dunkeln stüren
Leben als ein Teil des Ganzen
Gemeinsam um die Feuer tanzen
Denn die Hallen, die wir bauen,
Die Weisheit, die wir schauen, die wir kauen,
bespucken und bespeien
den Mensch und all das Sein
Lasst uns Dächer stürzen,
Türme kürzen
Schlag um Schlag die Strassen trümmern
Nie mehr um den Nutzen kümmern
Lasst uns Gefahren kennen,
Ängstlich rennen
Ums Leben, dass wir sehen
Dass wir nicht ganz oben stehen
Denn die Hallen, die wir bauen,
Die Weisheit, die wir schauen, die wir kauen,
bespucken und bespeien
den Mensch und all das Sein
Halleluja
Leben wir den Untergang
Geben wir dem Tatendrang
Doch endlich nach
Feiern wir den jüngsten Tag
Halleluja, Untergang!
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