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NOCTE OBDUCTA LYRICS
"Galgendämmerung - Von Nebel, Blut und Totgeburten" (2002)
1. Fruchtige Fäulnis 2. Der Durst in meinen Augen 3. Eins mit der Essenz der Nacht 4. Nebel über den Urnenfeldern 5. Totgeburt 6. Der Sand des späten Winters 7. Galgendämmerung 8. Spiele mir ein Frühlingslied am Friedhofstor 9. Wenn nur im Tod noch Frieden liegt - Teil 1+2
1. Fruchtige Fäulnis
Rauchig strich die frucht'ge Fäulniss übers Fleisch verwöhnter Gaumen
Süß verbrannten gold'ne Flüsse Speichel mit erles'nen Schmerzen
Und bei einem weit'ren Schluck aus diesem kelch fruchtiger Fäulnis
Fanden ihren Weg aufs Blatt die Worte aus erzürntem Herzen:
"Herbstlaub will ich sein auf eurem immergrünen Frühlingsrasen
Urnen sollen bersten, angefüllt mit euren leeren Phrasen
Mond und Sonne sollen boshaft hinter Galgenhügeln stehen
Und ihr sollt den Durst in unsren kalten, harten Augen sehen..."
2. Der Durst in meinen Augen
Oh, tiefe Nacht... wir, sechs dunkle Fürsten, die wir waren
Im Prunkgemach von schwerem Samt und blutig roten Farben
Das Licht der schweren Kandelaber brach sich zart in schwerem Wein
Benetze unsre Augen, die so hungrig mit dem Purpurschein
"Oh, schönes Kind... höre nur, der Tod ruft deinen Namen"
Der Mond sah bleich auf sie hinab, sie stand am eigenen Grabe
"Die Finsternis, sie ruft nach dir, wirst Du ihr wiederstehen?"
Mein Ruf erwürgt dein Tageslicht, du wirst es nie mehr sehen
Lächelnd sprach die nacht und schuldig der Blasphemie
Des verlangens
Verfluchend die Enthaltsamkeit
Und ich sah in den kristallenen Spiegeln
Den Durst in meinen Augen
Besinnliche Momente in der Ahnenbildergalerie
Die staub'gen Reihen finsterer Gemälde halb verfault und klamm
Dennoch saß das Leben tief in ihren zeitbefall'nen Blicken
"Du bist auch ein Wolf, der trotzt der Liebe reißen muß das lamm"
Die Abbilder der längst verstorb'nen zogen mich in ihren Bann
Der Wein in meinem Blute hauchte ihnen wieder Leben ein
Sie wußten, was ich war, ihr Fluch quoll durstig noch in meinen Adern
Durst trieb mich nun einmal durchs Treppenhaus von Stein
Ich öffnete leiese die kunstvollen Türen
Die Schatten empfingen mich als einen der ihren
Den Tod in den Augen durch eisigen Regen
Schritt ich ihr, deren Ende besiegelt, entgegen
Mondlichtdurchsetzt war der Mitternachtsnebel und träumte
von Tod und von Leben
Liebkoste in naßkalter, böser Umarmung ein Standbild
von Nehmen und Geben
Jung war das Fleisch, dem dem Tod ich gegeben, ich hielt in
den Armen den sterbenden Schmerz
Noch immer vermochte ihr süßes Gesicht zu erwärmen mein
stetig erkaltendes Herz
Und als ich mich all dieser Nächte entsann, da durchfuhr mich
ein eisiger Schauer
Der Nachgeschmack fremden Blutes, er barg stets ein schweres
Armoa von Trauer
Doch aufrichtiger Dank und ein stummes Versprechen, ein dem
Tod abgerungenes "Ja"
Lag jetzt wie ein Siegel erstarrender Hoffnung in ihrem schon
leblosen Augenpaar
Es reflektierten die blicklosen Blicke
Den Durst in meinen Augen
3. Eins mit der Essenz der Nacht
Es war einmal eine Schönheit, die hieß Nacht
Und hatte drei Töchter, deren eine Dunkelheit hieß...
Und sanft senkte sie sich über Seelenlanfschaften
Und barg weite Fluren in ihrem Gewand
Und tauchte in Schwarz all die Berge und Wälder
Und mich, der ich mich ihr anvertraut fand
Es war einmal eine Schönheit, die hieß Nacht
Und hatte drei Töchter, deren eine Verborgenheit hieß...
Und sie trat aus den Schatten ihrer Schwester
Und im Mondlicht schritt sie leibhaftig und zart
Und war nicht mehr länger verborgen im Dunkel
Und Verlockung in ihren Zügen lag
Als sie tanzte durch Sphären des sonnenfernen Reiches
Durch die Nachtnebelschwadengefilde
Da folgte ich dem Kind der Nacht
Folgte Augen...
Über blinde Brücken über schwarzen Schluchten
Die mit bodellosen Echos des Zweifelns mich riefen
Auf daß ich stürzen möge, auf daß ich scheitern möge
Doch der Ruf der nacht war süßer als die Stimmen in den Tiefen
Als sie innehielt in den Sphären des sonnenfernen Reiches
In den nachtnebelschwadengefilden
Da lehrte mich das Kind der Nacht
Verborgenes...
Es war einmal eine Schönheit, die hieß Nacht
Und hatte drei Töchter, deren eine Stille hieß...
Und es schwiegen die Wälder in nächtlichem Frieden
Und von fern drang ein Seufzer durch die Dunkelheit
Und nur ein Hauch fuhr verträumt durch die Wiesen
Und es ward alles Stille und... Ewigkeit
Eins mit der Essenz der Nacht
4. Nebel über den Urnenfeldern
Ich spüre nur den kalten Wind in meinen leeren Händen
Und greife vage in ein nebelschweres Nichts
...das Continuum rinnt mit dem Nebel durch die Finger,
einer Sanduhr gleich
Es formt der Dunst ein Meer, der Wald ein Bild des Hafens
Der lädt zu einer Überfahrt ins Land des ew'gen Schlafens
Es weiß das feuchte Gras um die, die hier begraben
Als Asche schwarz und alt wie das Gefieder toter Raben
Es teilt mein müder Schritt verwitterte Steinkreise
Die stumme Einsamkeit wispert vom Ende meiner Reise
Es lockt mich eine Stele, wartend zu verharren
Ich lausche Schweigen und dem Fluß, wo Totenkähne knarren
Es zieh'n am Horizont Familien schwarzer Schwäne
Lethes Wasser tauft das Holz der Ruder leerer Kähne
Es murmeln Erd' und Stein von dem, was sie genommen
Irgendwo ein Dryasstrauch - der Sommer wird nicht kommen
Es stürzt mein Leben wie das Bustum meiner Seele
Tiefer in die Nebel, die da wabern um die Stele
Es raunen Pithosgräber von den Kindestagen
Der Tag vergeht, die Kälte bleibt, den Frost ins Herz zu tragen
Es fällt verlor'ner Schnee, die Asche toter Winter
Auf gramvoll stumme Tumuli, die Hüter toter Kinder
Es schlägt ein kaltes Herz im Mond über den Feldern
Und totgebor'ne Wünsche wimmern schwächlich in den Wäldern
5. Totgeburt
Kind der Muse - Totgeburt
Von den Zinnen karger Mauern
Stürzt das Bündel rohen Fleisches
Weißes leben greift nach Stein
Bette, Neuschnee, sanft den kalten
Körper in die frost'ge Wiege
Flöten ferner Winterwinde
Hauchen freudlos Wiegenlieder
Paten ungeträumter Träume
Trauern stumm am Kindesgrabe
Untot wächst ein Traum von Rache
Schweigen tilgt die Grabgesänge
Jahre ziehen, um zu würgen
Jene, die die Wahrheit kennen
Böser Traum formt zarte Spuren
Immer wen der Neuschnee fällt
Bleiche, kalte Kinderhände
Klopfen dumpf an hohe Tore
Die verschlossen mit Vergessen
Pochen sucht das Schweigen heim
Unter Zinnen karger Mauern
Flehend, sanft und doch verächtlich
Nachtmahrgleiche Kinderstimme
Fordert wispern immerfort...
"Laßt mich ein, laßt mich ein..."
6. Der Sand des späten Winters
Meine Spur im kalten, grauen Sand
Ein tristes, graues Meer
Ein trister, grauer Strand
Wellen wie geschmolzenes Eis und Gischt wie junger Schnee
Und irgendwo ein Traum...
Und irgendwo in mir ein Stern vom Vorjahr, der verbrennt
Und irgendwo blasse Gestirne am noch jungen, grauen Firmament
Wie Kiesel im Spätwintersand
7. Galgendämmerung
"Mutter, mich hat der Schlaf entführt
Und befleckt mit den häßlichsten Träumen
Die Riesen kopfüber aufgeknüpft
In derÖdnis, wo die Feuer brannten
Mutter, ich habe die Feuer gesehen
Dort unter der Schwärze der Himmel
Draußen zwischen den grausigen Körpern
Gemeuchelter toter Giganten..."
Und schon in den Feldern vor Sonnenaufgang
Beackern die Bauern ihr heilloses Land
Mit blutenden Händen die faulende Saat
In dem schimmelnden Schlamm zu bestatten
Und zitternde Ochsen vor morschen Pflügen
Beflecken mit blutigem Speichel den Matsch
Knacken mit teilnahmslos schlurfenden Hufen
Die Schädel der häßlichen Ratten
Als sich in einer unheilschwang'ren, stinkenden roten Aura
Dort hinten bei den Galgen die fett aufgeduns'ne Sonne
Wie sterbend in den Himmel schleppt, da heben sich die Schädel
Der hirnlos leer gaffenden Bauern, grinsen wie in Wonne
Gnadenlos gehässig grinst die Galgendämmerung
Gnadenlos gehässig grinst die Galgendämmerung
8. Spiele mir ein Frühlingslied am Friedhofstor
Ihr glaubtet wohl, alsm an uns mit viel gutem Wort bedachte
Da hätten wir den Schmach, den Zorn, den Haß, die Wut vergessen...
Ihr glaubtet wohl, als man uns süßen Wein und Früchte brachte
Da hätten wir verblendet wie das Kriechervolk gefressen...
In den Staub!
Und all die Lügen sollen eure letzten Worte sein
In den Staub!
In dieser dunklen Krypta legte einst ich alle Träume nieder
Sie bargen Fleisch und Blut für mehr als nur Geschichten, Lieder
Doch Kunst und Träume sind schon längst der Fraß für blinde Massen
Unter unsren Zeichen leben sie für alles was wir hassen
In dieser dunklen Krypta liegt der Glaube an die Welt begraben
Sie grapschen geifernd, sich an dem, was wir geliebt, zu laben
Sie sabbern dunkle Verse, schänden jeden wahren Traum
Galgendämmerung erwache, knüpfe sie an jeden Baum...
In dieser dunklen Krypta werden wir in stillem Zorn verweilen
Uns nicht weiter schindend, um das Übel anderer zu heilen
Glücklich, daß uns nichts als der eig'ne Wille hierhin bindet
Und die Hoffnung bleibt, daß nur wer ehrlich sucht, uns findet
Rost labt sich am kalten Eisentor des alten Grabsteingartens
Schleier vor verlass'nen Spinnennetzen kleiden Dornenbäume
Tau von Gräberfeldern setzt sich in die klebrig weiche Seide
Dunkle Frucht fällt dumpf auf Moos, sät bei den Wurzeln üble Träume
Nur ein schwaches Nebelleuchten hat der dunst'ge Mond verloren
Felsenkathedralen ragen grob und ohne Glanz empor
Efeu frisst die Totenlichter, würgt Kreuze, deckt die Gräber
Finde mich und spiele mir ein Frühlingslied am Friedhofstor
9. Wenn nur im Tod noch Frieden liegt - Teil 1+2
Wenn Sagen und Lieder die Landen beschreiten
Wenn das Grauen, das noch schwärzer als Dunkelheit, fliegt
Wenn die Schrecken der verbotenen Stadt wieder reiten
Wenn nur im Tod noch Frieden liegt
Über die kargen, sagenumrankten, leidgetränkten Ebenen
Längst vergangener Schlachten
Hauchen heisere Hörner häßliche Winde
Tragen das Leid aus vergangener Zeit
In den stöhneneden Stimmen der dereinst Gefallenen
Branden wie Meere von Schmerz und Verwünschung
An die zeitlosen Tore der schwarzen Stadt
Und die Geißel der Angst martert wieder das Land
Wenn er, der nicht sein darf, sich wieder erhebt
Wenn der Frieden zerfleischt wird von Haß und von Krieg
Wenn blutet und zittert ein jeder, der lebt
Wenn nur im Tod noch Frieden liegt
Schwarze gähnen die stählernen Tore der
Verderbnis in der Finsternis der uralten
Mauern, die zinnenstarrend in den Nachthimmel ragen.
Leise wiegt sich ein kriegslüsterner Wind in den Nebeln.
Angstvoll und stumm schläft ein verkrüppelter
Wald krummer Bäume, verhöhnt von der
Stolzen Schrecklichkeit sinistrer Türme, verfluchter Mauern.
Die Stätte des Unheils liegt noch lautlos und still,
doch ihr Haß und der Durst nach Verwüstung und Schändung
martern das Trugbild der Ruhe.
Noch weilt die Sonne weit hinter den
Himmelstützenden bergen, doch sie riecht
Schon das Blut eines grausigen Morgens...
...und ein markerschütternder Schrei dringt aus der verbotenen Stadt,
zerreißt die Stille der Nacht...
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