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GRABNEBELFüRSTEN LYRICS
"Schwarz gegen Weiß" (2005)
1. Der entgleiste Körper 2. Schwarz gegen Weiß 3. Apathie 4. Der Wanderer Teil 2 5. Der Teufel 6. Zwillinge 7. Grabgewalt 8. Koryphäe im Spiegelbild 9. Der Traum 10. Mein Mondlied
1. Der entgleiste Körper
Warum liegen die Ketten verlassen nah den Gleisen?
2. Schwarz gegen Weiß
Welch bittersüßer Nektar ist uns nun wieder gelungen
Nach monatelanger Hege und Pflege
Und dann finaler Auslese
Bald fließt er wieder in den Kehlen
Und was wird man über ihn gar merkwürdig erzählen ?
Ach, würde man ihn hier nicht nur süß
Und würde man ihn dort nicht nur bitter erschmecken
Könnte unser edler Tropfen´ Geist
Einem Mehr an Seelen
Vom Leibe gehüllt zwischen Schwarz und Weiß
Erotisches erzählen
So wie man es kennt aus dem Erleben von Leben
Denn welch Sinn stünde dem entgegen ?
Könnten meine Gedanken zu Tyrannen mutieren
Und mit unverhohlener Freude
Ihre zahllosen Freunde
Durch linke wie rechte Kanäle dirigieren
Bis sie in Dir explodieren
Gefühle kontrastieren
Wer liebt die Farben, wenn sie nicht mehr blühen ?
Wessen Blick durchbohrt das Schwarz und sieht alles, das in ihm versteckt ?
Wer glaubt dem Weiß, daß es jungfräulich und rein ?
Daß im dunkelsten Gedankengang ein Licht Dir brennt und sei es noch so klein
Wir spielen: Schwarz gegen Weiß
Durch Gitterstäbe gilt es zu sehen
Wie die Morgensonne durch Wälder bricht
Fern scheint die Freiheit
Doch ergriffen scheint sie selbstverständlich
Das ganze Spiel offenbart sich mir als Belustigung des Volkes
Wie ein dunkler Karneval, im dessen Kontext wollte es
Eruptionen inneren Antriebes
Nihilismus in Gestalt und Konzept
und das schöne Weiß, es ist überall mit Blut befleckt !
3. Apathie
Ein Schrei wie aus abertausend Seelen
geistert durch diesen Ort
Nebelschwaden trüben mein Auge
fahles Licht wie aus Spiegel reflektiert
Ein Mann gehüllt in Schwarz sieht mich durch die Mauern an
Ich greife nach ihm um ihn zu töten
doch scheint er wie im Stein versunken
In Apathie...
Etwas in mir erkennt Etwas in ihm
vielleicht teilen wir uns ja unsere Apathie
Er scheint projeziertes Nichts, doch Alles an ihm
war schon einmal hier und zeigte ihn mir
So suchte ich nach Einsamkeit, doch fand nur ihn
dessen Anblick mir gestattet, der aus toten Winkeln mich beschattet
Dem eigenen Fleisch ausgeschnitten
im eigenen Saft den Körper konserviert
jedem Anflug von Zufriedenheit 'Nein' gesagt
doch dem Drang zur Eigenschändung alle Zweifel offenbart
dem Zwang zur eigenen Zerstörung
in Apathie versunken
mit Leib und Seele ihm verbunden
Apathisch sinke ich
zurück in mich zusammen
auch die Mauern rücken näher
welche halten mich gefangen
ich glaube nicht daran
hier jemals auszubrechen
bevor die Mauern in sich selbst zerfallen...
In Apathie...
4. Der Wanderer Teil 2
"Stillstand für antriebslose Räder, die den Rost als Schmuck verehren"
5. Der Teufel
Im Schweiße des Menschen brütet der Teufel
Einmal kurz zurückgedacht
Der Stunde Null Allgegenwart
Mit dem Kopf die vaginale Wand angerannt
Blutbeschmiert aufgeschrieen, den Fehler instinktiv erkannt
Seitdem reise ich in meinem Zeitplan
Erst stiegen Massen zu mir in den Zug, doch allmählich
Lichten sich die Reihen der Mitreisenden stationär stetig
Auf feuchtem Urgrund zünde an Dir ein Licht
Hebe auf die Moral wenn sie sich dort die Beine bricht
Zünde an. Zünd_ es an, zünd_ es an!
Hebe auf. Heb_ sie auf, heb_ sie auf!
Dieser Zwilling ein freier Mensch?
Der Friedefürst Teufelskind?
Mein gezeichnetes Ich stellt Fragen sich
So geschehen vor dem Bild, das mir optisch entspricht
Im Zenit höchsten Glücks
Suche ich Gott und finde mich
Im Zenit höchsten Glücks entfessele ich
Dein nichtiges Ich
Will wichtig sich
Will mehr sein als vorhanden
Will Evolution, Rehabilitation
Es will für sich. (für mich.)
Rache!
Ich sehe
Ich erkenne
Ich verlange und treibe
Ich verliere
Ich ergreife
Ich benutze und entsage
. jeglicher Schuld im Namen des Teufels
. jeglichem Glauben in seinem Schatten, dem Zweifel
(in des Glaubens Schatten wohlgemerkt!)
Meinem ewigen Schatten. (dem Zweifel.)
Ich als legitimer Feind aller Normgewächse
Schließe jede Schicksalswette
Gekoppelt an die Frage ob ich jemals vor mir selbst versage
Im Falle eines fröhlichen _JA!!!!_s gebe ich mich endgültig dem Teufel hin.
Ich gebe mich, ich gebe mich, ich gebe mich
Übergebe mich dem Teufel hin
Wenn ich nicht selber schon der Teufel bin
Suche nicht nach der Logik, die das Chaos kontrolliert
Nicht nach dem Grund, der Dir Dein Dasein garantiert
Warte nicht auf das Echo, das Dein Wesen reflektiert
Spiele nicht mit dem Orchester, das im Wahnsinn musiziert
Was man Dir nimmt, läßt Dich immer alleine
Was man Dir gibt, dringt doch nie ins Dir Deine
Und nie! nie! niemals verläßt Dich der Teufel...
Blicke jeder Illusion beraubt in die Welt hinaus und baue Deine Heimat mit
Leere auf; jeder Illusion beraubt.
6. Zwillinge
[Ein heimatloser Prophet:]
Zwei Schicksalsbrüder den Menschen gegeben
Der eine der andere
Beide sollen Spiele spielen
Der andere die Schulden des einen verdienen
Wo_s zu trocken ist, da soll es fließen
Wo es überfließt, da soll_s versiegen
Zwei Schicksalsbrüder den Menschen gegeben
[Sonnendämmerung / Auftritt Das Leben:]
Öde und brach
Dar liegt mein Land
Statt Bäumen hat er Sorgen gepflanzt
Mensch, wachs_ doch gegen Widerstand empor!
Entgrabe Dich der Tiefe
Sehe!
[Der Mensch:]
Ich sehe
[Das Leben:]
Staune!
[Der Mensch:]
Und staune
[Das Leben:]
Ob der Möglichkeiten Dir offenbart
In dessen Grenzen Du ich sein darfst
Ich
[Das Leben:]
Bringer von Kraft und Freude
Hin zu jedem Zeitpunkt, jedem Zielort
[Der heimatlose Prophet:]
Doch nicht nur vom einen muß ich Euch erzählen
Auch der andere bereits führt ein allzu forsches Eigenstreben
Beide Egoismen zu identisch sich zu dienen
[Auftritt Der Tod:]
Warum nur mit den Menschen
Willst Du gehen?
Den Glauben an Dich nur ihnen empfehlen?
Nicht meinen Anteil unseres Auftrages ehren
Doch den Bruder im Schatten gar als Dieb zu erklären!!!
Lerne Verzicht!
Tyrann warmen Blutes
Erkälte Dich!
Denn welchen Sinn hat Existenz, wenn sie selber nicht erkennt
Daß ein wesenhaftes Spiegelbild sich
Allzu gerne
Mal nahe einem Tier
Mal nahe einer Gottheit
Realisiert?
[Eine kleine Kammer. Der Mensch vor seinem Spiegelbild:]
Irgendetwas wohnt in mir
Irgendetwas sieht mich an
Irgendetwas macht mir Angst
Irgendetwas...
[Das Leben:]
Hebt sich empor...
[Der Tod:]
Lehrt Gott es zu fürchten!
[Das Leben:]
Triumphales Pathos...
[Der Tod:]
Nackt blickt die Welt es an...
[Der heimatlose Prophet:]
Was genau ist der Mensch?
Etwas, das jeder ist und doch keiner kennt.
[Wie um Jahre gealtert. Der Mensch:]
Ich nur Konsequenz
Einer Umarmung von Leben und Tod?
Ein Spielzeug zweier Kinder?
Dabei Diener welcher Macht?
[Der Tod ihm die Hand nun reichend:]
Wenn Du mich suchst wirst Du mich finden, an jeder Kreuzung des Lebens
Und wenn Du nicht nach mir suchst mußt Du mich dennoch finden und Dein Leben
vollenden
[Sonnenaufgang. Auftritt Das Leben:]
Volk, Du mußt nicht untergehen
Du kannst Deinen Glanz der Zukunft geben
Heimat, darfst nicht untergehen
Du kannst Erde sein, auf der sie säen
[Der Tod:]
... Und unter ihnen beben...
7. Grabgewalt
8. Koryphäe im Spiegelbild
Koryphäe im Spiegelbild, Du emittierst Gelächter
Der Schall rast in die Ferne
Verflucht die Atmosphäre
Der Fluch tarnt sich als Schicksal
Weist sie hin zur Katastrophe
Ein Schloß ist ihm Kulisse
Als Ruine schön genug
Ängstlich tasten Schritte nach dem Grunde, ihr zu folgen
Der wie vom Schicksal
Durch Schneelandschaften hin zum Schloß befohlenen Maid
Buckelig vor ihr, das junge Blut zu betören
So wie einst der Wein.
Den im blauen Blut ertrunkenen, in Liebe IHR verbundenen Schlossherrn
Vier Augen, zwei sehen nicht
Grausame Schönheit zeigt selber sich kein Angesicht
Koryphäe im Spiegelbild, gehetzt zum Szenario
Am Abend ihrer Tage, in Zweisamkeit gen Ewigkeit
Der Mond bahnt seine Strahlen
Umklammert das entstellte Glück
Vermählt es abseits von Glanz
Und auch Gloria schenkt keinen Segen
Lauschet dem, was der alte Mann erlebt!
Jede Träne eine eigene Welt! eine kleine Geschichte....
Ich kam als Schatten und wurde meinen Sarg nie los
Die Einsamkeit der dunklen Mauern erbauten sich als Hülle Trost
Du bist nun mein Zweck, korrigierst mein Spiegelbild
Gemeinsam strahlen wir, ein schönes Paar, Kind, glaube mir
Stets verlacht im Reich der Schönen ob meiner Häßlichkeit
Heute lachen sie nicht mehr, die Trauzeugen gleich unter Dir
Dieses Schloß nun Residenz, für uns die es vom Leben trennt
So wurde ich zu dem, der sich Schlüssel zum Verständnis ist
Und doch vor lauter Selbsthaß, den Schlüssel im Schloße bricht
Flüsternde Choräle
Mauern schwelgen in Vergangenheit
Welch unheilvolle Zukunft dagegen
Im Trott eines jeden verblichenen Tages
Und Abends... singen Krähen von Verfall
Und dann bemerkte ihren Verfall, dem sich auch die Mauern nicht verwehren
wollten
Der sich leblos vereinten Körper Glückseligkeit Niemand
Und dieser weinte ihnen nach
Wie den eigenen Kindern
Jene rostigen Ketten, welche ich am Anfang meiner Reise zurückließ,
Habe ich nun in diesem dunklen Gemäuer den Gliedmaßen des Marcel Va. Traumschänder geschenkt.
[Sturm Deiner Winter]
9. Der Traum
Seht !
Seht doch am Firmament
Wie schön uns der Mond doch glänzt
Uns Kindern der Nacht
Mir scheint, als ob sein Silberlicht
Eine Sprache spricht, die nur wir verstehen
Treu bleibt er der Erdin Freund
Schenkt jedem Kind, das träumt
Heiligen Schein
Geradeaus führt sein Weg
Mit uns durch Zeit und durch Raum
Wir ketten ihn an uns
Ist seine Strafe uns der Traum ?
Der Traum hat die Nacht vom falschen Licht befreit
Und dem Tag von der Ruhe zurückgegeben
Den Menschen hat er den Krieg erklärt
Der um und durch sie wuchert und sie selber verzehrt
In Einsamkeit und Dunkelheit war er mir erschienen
So lernte ich beizeiten Euch beide zu lieben
Der Traum akzeptiert keine Ordnung
Kein Ufer
Nur das offene Meer
Er krönt unser elendes Tagewerk
So logisch wie dieses uns selbst
Und doch
Sperren wir immerzu unsere Hoffnung
In das kleine Wort ´Der Traum´
Wie groß ist dieser dunkle Raum ?
Wie sicher uns darin der Boden ?
So lebt der Traum in meinen Träumen fort
An dem für ihn denkbar sichersten Ort
Wenn dann mein Schlaf eines Nachts seiner Endlichkeit enteilt
wird der Traum mein Traum - bewußt geträumte Wirklichkeit !?
Wirklichkeit in trauter Einsamkeit
erwachet -
der Traum frißt seine Kinder …
Aus : Der Traum
10. Mein Mondlied
[Sturm Deiner Winter widmet Mondgöttin Arianrhod sein Mondlied]
Hochfinsterwürden
Glutsturm
K.R.Eisnebel
Marschhausen
Sturm Deiner Winter
"Daß jeder Mensch eine Würde besitzt, ist eine menschenfreundliche und darum
nützliche gesellschaftliche Funktion. Aber darüber hinaus gibt es noch eine
Würde, die einem nicht zugesprochen wird, sondern die man sich erwirbt, mit
Schweiß und Tränen und womöglich sogar mit Blut."
Rüdiger Safranski
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