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ADVERSUS LYRICS
"Winter, so unsagbar Winter" (2002)
1. Auftakt 2. Präludium Adversi 3. Dämon, allzutief in dir 4. Schwester der Wahrheit 5. Des Regens Kälte 6. Zimmer im Kopf 7. Mein Hass treibt Nadeln 8. An dies' Kind 9. Klingentanz 10. Stirb in mir 11. In Teile geträumt 12. Berühr' mich nicht 13. Wie klingt dein Herz von innen 14. Seelenwinter 15. Eiswand 16. Katharsis 17. Unser beider Babylon 18. Sturmschwingen 19. Schwarzer Vogel, flieg! 20. Ausklang
1. Auftakt
Ein Winter, so unsagbar alt Umarmt dieses Land Verwittert und kalt Und deckt meine Seele zu In Schneedaunen weiß Zu eisiger Ruh' Doch tief unter Raureif und Stein Und Eisblumen schläft Ganz winzig und klein Ein Seelenkeim, reif um zu streben So höret, wie's war In jenem Leben
2. Präludium Adversi
Di maris et caeli, quid enim nisi vota supersunt? Si quam commerui poenam me pendere vultis, Verba miser frustra non proficientia perdo terribilisque Notus iactat mea dicta, precesque "Götter des Himmels und Meeres, was bleibet mir denn, als Gebete Wollt ihr die Strafe, die wohl ich verdienete, büßen mich lassen Doch ich Armer verlier' umsonst nichts fruchtende Worte. Und die Worte verweht der schreckliche Süd, die Gebete" Tausend grelle Feuer schlagen hoch Mein Blick zerspringt vor Pein Schwarz gestählte Rösser jagen Einst wird alles anders sein Präludium Adversi... Ich führ' dich an die Grenze! Präludium Adversi... Gib' Acht! *Fuerte, quid hic facio?, rapidi mea carbasa venti! Ei mihi, quam celeri micuerunt nubila flamma! scilicet occidimus, nec spes est ulla salutis, Nec letum timeo, genus est miserabile leti "Tragt, was soll ich denn hier?, mein Segel, reißende Winde! Weh' mir, wie funkelten dort von eilenden Flammen die Wolken Sicher geh ich zugrund', und Hoffnung fehlet auf Rettung, Und nicht fürcht' ich den Tod; nur die Art des Todes beklag' ich." Tausend grelle Feuer (...) Nun stehst du starr Gebannt von dem Was dir gewahr Wird als dein Blick Die Ferne streift Und schrecklich schön Ans Herz dir greift Und prüft dein Glück! Tausend grelle Feuer (...)
3. Dämon, allzutief in dir
Zittern in deiner Hand ...banges Fieber in den Augen Finger aus dunklem Brand ...zuckend schwarz den Mut dir rauben Unruhig in dein Gebein ...bleiche Leiber tief dir fahren Drängen dich insgeheim ...brüten sich zu großen Scharen Dämon in deiner Brust windet sich in glatten Schleifen Du hast es längst gewußt aber wolltest nie begreifen ...Daß dein Weg zu Ende ist Oder g'rade erst beginnt Während du vor Fragen brichst Und dir doch die Zeit verrinnt Sieh mich an wie ich rase Feuer und Schwefel blase! Wie ich die Qual dir bringe Und in dir hell erklinge! Hör' mir zu wie ich flüst're Und nach Befreiung dürste! Warum ich hier erschien Und die Sirenen schrien! Siegel aus grauer Zeit ...tiefe Furchen in sich birgt Wahrheit vom Schlaf befreit ...lang versteckten Zauber wirkt Du hast mich tot geglaubt ...dich geweigert, mich zu sehen Häuser auf Sand gebaut ...dir verboten, zu verstehen Daß dein Weg (...)
Sieh' mich an (...) Jeden Tag lauter werde ...ich, die spukt und nagt in dir Auf daß, tief in der Erde ...deiner Unbill keimt die Gier Singen will ich dir nun ...Lieder von den tausend Träumen Welche nur scheinbar ruh'n ...unaufhaltsam hoch sich bäumen Dämon ist nur ein Laut ...welchen man dereinst mir gab Sehnsucht, aus Leid gebaut ...ist der Name, den ich trag' Werd' dir klar, daß du erwachst Und der Wind von Norden weht
Daß du neu dein Bild dir machst Dein Anders-Sein dir eingestehst Daß dein Weg (...) Sieh' mich an (...) Hör' mir zu wie ich schreie Dich von dem Wort befreie Welches man Ruhe nennt ...Sieh', wie dein Eis verbrennt!
4. Schwester der Wahrheit
Schwester der Wahrheit, deine Hand ist wie die Flut, die kommt, wenn alle Muscheln bloß liegen. Dein Atem ist salziger Tau auf klebrigem Tang und niemand ahnt, was dort wimmelt im Naß deiner verworf'nen Tiefe... Seltsam glatt ist das Weiß deiner Glashaut gespannt über vormals lieblich lockend, nun leichenhaftem Körper. Geboren aus tosendem Lügenmeer ziehst schlingend du uns hinab. Wirfst uns an Land als zuckende Bündel, beraubt nun der Liebe zum heiligen Zweifel. Als gläubige Leichen gespühlt an den Strand, glauben zu wissen und irren ohne Maß. Denn wie Kinder umtanzen wir dich, trinken den Honig deiner Falschheit, betrogen. Lügner! Lügner seid ihr alle! Erkennen will ich euch, von Geburt an dem Tode geweiht. Verkauft seid ihr in all eurer Dummheit, Rekruten einer Armee aus nickenden Waffen. Nur zu! Knieht vor ihr, ihr Narren, dargeboten eure Brust dem tödlichen Stoß! Während sie, geheilt und schön, wie ich nie war reitet auf Wellen aus toten Leibern. Auf daß sie bedecke all die Triebe von Grün mit Schleiern aus tödlichem grau.
5. Des Regens Kälte
Die Kälte des Regens entstellt meine Züge Das Licht des Morgens entschwindet Der Lärm dieser Welt klingt wie eine Lüge Das Glas meiner Seele erblindet Doch dann sehe ich plötzlich in dein Gesicht Und mich trifft die Erkenntnis: Du siehst mich nicht Und so stehen wir beide, getrennt durch das Eis Und ich fühle genau, etwas zerreist Fest im Glauben, das ich lebe Wand're ich seid Jahren Auf den Pfaden meiner Seele Bemüht, den Schein zu wahren Doch dann hebt sich der Schleier vor deinen Worten Und die Welt, sie zerspringt, bis niemand mehr spricht Und die Leere, wird mir klar, ist an vielen Orten Und ich spüre genau, etwas zerbricht Wie dornig doch dein Lachen frostet Zum Morgengrau'n bei Dir gewacht Doch Dornenstahl in Tränen rostet Sprich, leben, was du aus mir gemacht Wenn Engel verbrennen, dann weinen die Teufel Denn Schönheit berührt dich, was immer du seist So schau' ich dir nach und weiss nichts zu sagen Ich dreh' mich im Kreis und der Regen ist kalt Die Kälte des Regens ist einzig ehrlich Unter den Begleitern Meines Weges durch das Zwielicht Nichts weiß mich zu erheitern Denn du sagtest Dinge, die wußtest du nimmer Die ich spürte, obgleich doch der Regen verrinnt Und du drehtest dich um und tatest wie immer Doch ich weiß es genau, etwas beginnt
6. Zimmer im Kopf
In meinem Kopf, da gibt es ein Zimmer In tiefsten Kerkern meiner Seel' Inmitten von Büchern, da sitzt dort ein Schatten Taucht seine Feder in tiefrotes Blut Schreibt eine Liste mit tausenden Namen Und manchmal, ja, manchmal Streicht er einen durch Und wenn alles endet, was ich je geliebt Dann zeugt diese Liste von sinnloser Wut Und plötzlich, da ballt sich die Faust um den Kiel Er schreit deinen Namen, setzt ihn auf's Papier Ruft all die Geister der Rache herbei Wehe, wenn sie losgelassen auf dich! In meinem Kopf, da gibt es ein Zimmer In meinem Kopf, in meinem Kopf...
7. Mein Hass treibt Nadeln
Mein Hass ist ein Strudel aus gläsernen Dolchen Teilen dein Fleisch dir gleich klaren Gedanken Aus hoch konzentrierten Himmelsgebirgen Zeig ich dir Demut, quellwasserklar. Gräßliche Wut, im Erdkern zerschmolzen Schwelt in den Steinen, lavazerfressen Treiben die Schollen der letzten Vernunft In ihr unsäglich bitteres End. Mein Haß steigt auf wie riesige Schwärme Schreiender Geister, dir ins Gesicht. Gibt kein Verbergen, gibt kein Verschonen
8. An dies' Kind
Erinnerst du dich an dies' Kind Das einst und immerfort an dir Klein, mit Augen wie Absinth grün und trunken hing vor Gier Nach deiner warmen, weißen Hand Die nun so kalt und leblos liegt Ich trennte dir des Lebens Band Dies' Kind war ich, den du belügt...
9. Klingentanz
Ein fremder Mann ...ist das Gesicht, das mir im Spiegelbild den kalten Blick entlohnt Im blanken Stahl ...des arg geschund'nen Helms, den versonnen in der Hand ich dreh' Dem Grabe gleich ...umarmt ein Harnischkleid meine Haut, als ich erhebe mich Das Banner fliegt ...ich reiß' die Klinge hoch als tosend' Wogen gleich die Schlacht beginnt Und kalt, kalt wie Metall klingt überall des blanken Schwertes Widerhall Und mir scheint klar was einmal war das ist hinfort auf immerdar Es regnet rot ...im Blutsturm laufe ich um ein Leben, welches ich schon längst verwirkt Und schlage zu ...die Wand im Rücken stets beim Spiel ums Leben sei sich jeder selbst der Nächste Die Wahrheit ist ...ein allzu weiches Ding geformt wie warmes Wachs in meiner Hand So nehm' ich mir ...was mir genommen ward Denn meine Wahrheit sei Gesetz für heute Kalt, kalt wie (...) Asche zu Asche und Hoffnung zu Grabe Ich töte dein Weltbild und weiß was ich habe Wenn deine Träne den Boden berührt Und folge dem Stern, der ans Ende mich führt
So kalt und grau ...liegt nun das Land vor mir und kreisend suchen Raben bleiche Körper Hart und alt ...umarmt die Hand den Griff vom Schwerte, gleich dem letzen Halm aus Stroh Seht her ...was ihr aus mir gemacht Den Zweck der Hände hab ich nun erkannt Und seid gewiß ...ihr sterbt durch meine Hand weil ich doch selber längst des Todes bin Denn kalt, kalt wie (...) Asche zu Asche (...) Geschwängert die Mutter, gemordet den Vater Verwandelt die Auen in Gräben und Krater Alles gewonnen und so viel verloren In Schmerzen gestorben und in Stahl neu geboren Asche zu Asche und Hoffnung zu Grabe Ich seh' auf mich selbst und stell mir die Frage was denn mich jemals zu Tränen gerührt und folge dem Stern, der ans Ende mich führt
10. Stirb in mir
Stirb in mir Hofart, Reichtum, Augenlust Ihr verworf'nen Fleischestriebe Und alle deine Liebe Stirb in mir
11. In Teile geträumt
Manchmal, da träum' ich Des Nächtens ich träum' Ich wär' ein Engel aus kaltem Granit Beschützt von Wacholder und Ranken aus Wein Stünd' ich stillschweigend an schattiger Wand Die Jahre nun zögen vorüber ... wohin? Während der Regen in Stücke mich lößt Und spült mich vom Sockel des Traumes Ich weine Erwache und liege In Teilen Aus Mir
Berühr‘ mich nicht
Kennst du die Mär vom verlorenen Sohn Der wurd' nach der Irrfahrt gefeiert, obschon Er vielmals gesündigt, gleich mir, unerkannt Doch mir wartet niemand zu reichen die Hand Von allem entzweit, vom Warten befreit Ziehen wir hin, mein Pfad führt mich fort... Spürst den Wind, der das tote Laub jagt durch karges Geäst, und wie er uns sagt was wir einst versäumten ... nein, frage mich nicht Ist bitter genug, auch wenn nur der Wind spricht Zu spät, zu spät, zu weit, zu weit Sind Wege und Zeit, dreh dich nicht um Geträumt, versäumt, beschworen, verloren Zu früh tot geboren, umkreisen wir uns... Berühr' mich nicht, ich bin aus Glas Faßt du mich an, zerspringe ich Laß ab von mir, in deiner Hand würd' ich zu Staub, enthalte dich. Hörst du die Raben, schreiend im Flug Künden von Flucht, von Erwachen und Trug Trug an dem eignen Traume, doch fürcht' Den heutigen Tag, wenn ansichtig dir wird Was dir zerrann vor Jahr und Tag In sich zersprang mit einem Schlag Was dir entglitt aus klammer Hand das Herz zerschnitt und dir entschwand Zu laut für dein geschrie'nes Wort Zu zart, in deiner Hand verdorrt Zu weit für dich entlauf' ich dir Zu schnell bin ich, gehöre nur mir Berühr' mich nicht (...)
12. Berühr' mich nicht
Kennst du die Mär vom verlorenen Sohn
Der wurd' nach der Irrfahrt gefeiert, obschon
Er vielmals gesündigt, gleich mir, unerkannt
Doch mir wartet niemand zu reichen die Hand
Von allem entzweit, vom Warten befreit
Ziehen wir hin, mein Pfad führt mich fort...
Spürst den Wind, der das tote Laub jagt
durch karges Geäst, und wie er uns sagt
was wir einst versäumten ... nein, frage mich nicht
Ist bitter genug, auch wenn nur der Wind spricht
Zu spät, zu spät, zu weit, zu weit
Sind Wege und Zeit, dreh dich nicht um
Geträumt, versäumt, beschworen, verloren
Zu früh tot geboren, umkreisen wir uns...
Berühr' mich nicht, ich bin aus Glas
Faßt du mich an, zerspringe ich
Laß ab von mir, in deiner Hand
würd' ich zu Staub, enthalte dich.
Hörst du die Raben, schreiend im Flug
Künden von Flucht, von Erwachen und Trug
Trug an dem eignen Traume, doch fürcht'
Den heutigen Tag, wenn ansichtig dir wird
Was dir zerrann vor Jahr und Tag
In sich zersprang mit einem Schlag
Was dir entglitt aus klammer Hand
das Herz zerschnitt und dir entschwand
Zu laut für dein geschrie'nes Wort
Zu zart, in deiner Hand verdorrt
Zu weit für dich entlauf' ich dir
Zu schnell bin ich, gehöre nur mir
Berühr' mich nicht (...)
13. Wie klingt dein Herz von innen
14. Seelenwinter
Heut' sei der Tag, an dem ich starb, An dem ich mir, ganz ohne Wahn Mit längst verlor'n geglaubter Macht Die letzte Wunde beigebracht. Heut' sei der Tag, an dem ich fiel, An dem ich nun ganz ohne Ziel Mehr als nur verloren schien, Durch die letzte Pforte ging. Heut' sei der Tag, an dem ich mir Vor bangem Herzens Zögern wirr Die Schwüre brach, dein Herz dir mit, Den Lebensfaden mir durchschnitt. In ewiglicher Flut versinken, In tiefster Seen Grün ertrinken, Starr den Fluß hinunter treiben, Am Meeresgrund für immer schweigen. Sah mich dort steh’n Nur der Seelenwinter kennt die Namen Derer, die nicht aufersteh’n Denn des Winters Grimm kennt kein Erbarmen. Lerne zu leiden Und wahr’ den letzten Glanz in dir. Und lerne zu scheiden Vom innersten Gebot. Frierend an der Häuserwand Da sah ich dich, und unerkannt Folgte ich, vor Sehnsucht blind, Dir in den eignen Tod.
Sprach dich an nur zögerlich. Mit dieser Hand berührt’ ich dich! Doch weinend drehtest du dich um Und schweigend gingst du fort Rannte schreiend durch den Wald, Verfing mich in den Zweigen bald. Verirrte mich, doch heut’ soll sein Dass ich nie wieder leide, nein! Sanft erfleht, doch nicht bekommen, Kurz gehalten, dann zerronnen, Mich in kaltem Schnee verlor’n, An deiner weißen Haut erfrohr’n. Bleib’ steh’n! ...Diese Rose schenk ich dir mit meiner Liebe sanft. Sieh, die Rose Dornen hat, den schneidend Schmerz ins Fleisch mir rammt! Dornig auch dein Scheiden ist, wo ich mich dir doch dargebracht. Hab ich der Rose Blatt geküsst, so hat sie mir ein End’ gemacht! Bleib’ steh’n! ...Oh, wie brauch’ ich dich, mein hundertfaches Wort dir gilt. Dein falsches Wort durchschau’ ich wohl, liebst in mir nur dein eigen Bild! Nun sprich’, ist dies Leben nicht voll ungesagter Lieb’ zu dir? Die Leben grämt mich bitterlich, ich bitte dich, lass’ ab von mir! Heut’ war der Tag, an dem er starb, An dem er mir im glühend Wahn Mit längst verlor’n geglaubter Macht Die Rosenwunde schnitt. In mein Gesicht er Verse schrieb Doch Wintersturm ihn fort mir trieb. Ward schon bald vom Schnee umarmt Und färbte Gletscher rot. Hat sich dann aus Eis gebaut Flügel wie aus Rosenhaut. Entfloh dann unter jenem Ruf Lass mich frei! Fort gerannt, nie mehr gesehn‘, In kalter Winde Hauch verwehn‘ Nach dir geweint, doch einerlei, Nun sei’s ein Ende... ...Lass mich frei!
15. Eiswand
16. Katharsis
Orpheus im Dunkel, dein Weg ist zuende Ikarus am Boden, dein Flug ward vereitelt Am nördlichen Himmel zerfallen die Berge Im Wald lauern Wölfe und der Morgen ist weit Vor ihm Lag ein graues Tal Nebelschleier sangen leise Von der Zukunft tausend Wegen Doch er stand nur da Starrte auf das Labyrinth Mauern hoch wie Felsendome Dunkelgrabes Leichenduft Hohle Schreie aus der Wand Ging voran mit forschen Schritten In des Labyrinthes Tiefe Doch schon bald ward ihm gewahr Dass kein Weg der Rechte sei Kleiner Mensch mit großen Zielen Irrte durch den Säulenwald Leiste flüstert's aus dem Boden Wo willst du hin? Lerne zu sehen Streif ab die Hülle Trockne die Tränen Koste die Fülle Katharsis Nimm mich fort von all dem Tod Katharsis Färb den Himmel ein mir, rot. Katharsis Gib mir Flügel aus Papier Katharsis Schleuder mich aus diesem Hier
Tief im dunklen Labyrinth warf sich schreiend gegen Wände die zu weich um zu zerbersten ihn verfolgt mit tausend Augen Doch auch jenes irre Toben öffnete den Weg ihm nicht Und plötzlich, da ward er ganz still nahm das Messer sich zur Hand Hat geschnitten mit der Klinge Seine Haut in Streifen sich Blutig Muster auf den Körper Wunderschön gemalt Unter dieser Schmerzensflut Da wurde ihm der Weg gewahr lächelnd schrie er in die Nacht Ich werde Leben! Lerne zu sehen Streif ab die Hülle Trockne die Tränen Koste die Fülle Schmelze im Tiegel Zweifel in Glut Zeig dir im Spiegel Dich, ohne Wut
Katharsis (...)
17. Unser beider Babylon
Am Hügel stehend beim alten Baum Schreit an mich der Wind, doch ich spüre ihn kaum Wie die Zeit die mich streift, welche halte ich an Denke an Damals so fest ich kann: Das Nichts deiner Augen brannte schicksalsrot Das Tagebuch schweigt und in mir schreit die Frage: Wer war Schuld? ...Das Kind war längst schon Tod Gut und Böse halten sich die Waage Die Sonne starb in einem Meer von Blut Am Tag als unser'n heil'gen Eid wir brachen Kalter Regen spülte fort die Glut Mein Leib krümmt sich, Oh Gott, ich möchte Schlafen! Sag warum seh' ich die Sonne nicht Wo ich ihres hellen Scheins gewiß? Verlor am Ende ich mein Augenlicht In deiner schwarzen Sonnenfinsternis? Dein Gesicht erscheint im Spiegel tief Tiefer noch die roten Schatten sind Schattenspiel, im Rahmen...schief Im Spiegelbild ich Dunkles find ' Vor mir schweigt ein Trümmerfeld Sag ' an, was ist gescheh'n? Unser beider Babylon Glas im Wind und Stein im Sturm Ragen hoch seit Jahren schon Wo er einst stand, unser Turm Winde, sprecht mir, Stürme, singt mir! Dort oben auf dem Berg der Heiligkeit Steht ein Altar, gemacht aus uns'ren Träumen Durch unser Tun ward nun entweiht Obwohl wir sprachen, niemals zu versäumen
Uns Treu' zu schenken bis zum jüngsten Tag Halt zu sein in kalter Seelennacht Doch Babylon lebt und stirbt mit einem Schlag Von eig'ner Irrsinshand zu Fall gebracht In Stahl getaucht, im Takt der Perfidie Tanzten wir zu zweit den Todestanz Der Geiger spielte hart und schnell wie nie Sein Name ist Schmerz, sein Lied heißt Ignoranz Dein Gesicht, welches mich so verdroß Fang ich aus dem Wind mit Händen fast In die Truhe mit dem großen Schloß Zu dem doch immer noch kein Schlüssel paßt Am Baum ich lehne, der so wundenalt Lang schon tot sind all die Träume mir Der Wind singt mir ein Lied vom Feuer, bald Geh ich fort... ...Ruinen hinter mir
18. Sturmschwingen
Wind, Sturm und Gewitter Wind, Sturm und Gewitter Weht und braust Und braust und weht Weht mich hinan Sturmgewitter trägt mich fort Erträgt meinen Sturm Fort von alldem Fort, immer weiter Stürmt mit mir weiter Breite die Flügel Flügel aus Wind Breite die Flügel Und schwinge dich fort Die Schwingen im Sturm Das stürmische Herz Breitet die Federn Breitet die Schwingen Weht mich hinfort Bringt mich hinan Weht mich allfort Auf und davon
19. Schwarzer Vogel, flieg!
Den Weg des Kriegers geh ich ganz allein Doch Schwert und Schild trage ich nur zum Schein Denn gleich dem Falken in Blut und Herz gleit' ich über Mauern, Geschichte und Schmerz In meinen Augen von Obsidian Spiegelt sich der Mond auf ätherischer Bahn Als Ikarus des Morgens nehm' ich meinen Lauf Komme ich des Weges, halt mich nicht auf! Komme dort was wolle, vollendet ist der Kreis
Sing, schwarzer vogel Flieg zu den Wolken Dir sei das Warten auf ewig vergolten Breite die Flügel Flieh' Berge und Hügel Sieh Sonnen zerspringen Vor Freude dir singen Mein Blick geht weit, streichelt Wälder und Tal Hinter mir dreut Ödnis, verfallen und kahl Verbranntes Meer tobt aus Feuer und Glut Reisst fort mit sich Starrsinn, Trauer und Wut Nie wieder Angst denn die Angst sei mein Freund Nie wieder Hass, denn den Hass ich bereut Bin weder Feuer noch bin ich Rauch Sie mir nicht nach, sonst erblindet dein Aug Komme dort was wolle (...) Sing, schwarzer Vogel (...) Reiter des Sturmes Erstürmer des Turmes Nun sage ich dir: All das bin ich! Geleutert durch Leere Entflieh ich der Schwere Komme ich zu dir Dann füchte mich! Verlassen ist nicht einsam Beisammen nicht vermählt Vor mir liegt ein langer Flug Der Tage ungezählt Sing, schwarzer Vogel (...)
20. Ausklang
Ein Winter, so unsagbar kalt Umarmt mein Kristallherz, so alt Doch Frühling, mit fleißiger Hand Sät Blumen und Grün Über einst totes Land Und tief in mir schmilzt jedes Eis Zu Flüssen aus Farben Weder schwarz noch weiß Und manchmal, da denk' ich an dich Und plötzlich da fühle ich mich ganz winterlich . . .
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