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ADVERSUS LYRICS
"Einer Nacht Gewesenes" (2005)
1. Dämmerung 2. Die Letzte Glocke 3. Komm', Oh Tod 4. Abendklang 5. Die Nihilistenhymne (Seelenwinter II) 6. Die Zeit Steht Still 7. Und Dann: Ein Blick 8. Deiner Schönheit Gewahr 9. Borderlineprinzessin 10. Stille Atmet Leise Nacht 11. Dies Ist Offensichtlich 12. Schlafe Wohl 13. Träume Weiter, Schönes Kind 14. Ein Sehnen 15. Spinnenbein Und Falkenherz 16. Kalt, Dieser Morgen 17. Morgenstille
1. Dämmerung
2. Die Letzte Glocke
Sonnenscherbe, sterbend fahl, regnet auf das Glas
Schattenschemen springen von Beton hin zu Asphalt
Schmutz, Gestank und Menschenschlangen treiben wohl dahin
Und ich, ja ich, bin einer unter vielen
Lauft nur, Menschlein, zirkelt Straßen
Mehret fleißig Hab und Gut
Doch bald, ja bald, da ziehen sie heran
Dröhnende Wolken, schwarz wie der Tod
Immer schneller dreht das Rad
(sehenden Auges...)
Immer tiefer reisst der Fall
(...flieht ihr in das eig’ne Grab)
Immer weiter schwingt die Sense
(Kein Entrinnen)
Bis das Schnittwerk fault am Grund, rattengeplagt
Die letze Glocke, sie fällt
Hinab in den Schmutz dieser Welt
Bronz’ner Klang schlägt taub
In den Staub
Die letze Glocke, sie fällt
Hinab in die Realität
Neonmeer, Diodenschein, Kaskaden voll von Schall
Irrung und Verführung geben unheilig Geleit
Lasst ab von mir, ich kaufe nichts, nicht mal euer Glück
Denn ich, ja ich, kann eure Lügen zeichnen
Baut nur euer Babylon
Höher steigt der Hybris Flug
Doch schon, ja schon, fressen Risse sich durch dieses
Kranke Fundament des Weltengebeins
Die letzte Glocke (...)
Zweitausend Jahre schlug sie immerfort den Takt
Umdröhnt von Kanonen, im Blut der Vernichtungslager
Bezahlt mit dem Gold uns'rer Freiheit spielt sie das Lied
Der Anpassung, hör' sie nur gierig nach deiner Seele schrei'n
Wie wir’s zu drehn und zu wenden belieben
Nichts bleibt zu tun, woll’n den alten Sarg versiegeln
Was wir auch trachten, sehnen unter Schmerzen
Leb’ wohl, Abendland, wir löschen die Kerzen
Wenn ihr nur wüsstet, oder ahntet...
All der Schein erbeutet euch
Doch ich, ja ich, ich wandle unerkannt
Brennende Fackel im Wahn dieser Welt
Immer lauter bricht das Dach
(Hörenden Ohres...)
Immer weiter schwankt die Säule
(...Begrabt ihr euch im Haus aus Sand)
Immer schneller fällt der Balken
(Staub zu Staube)
Und hoch vom Turme stürzt das Abendlandsymbol
Die letzte Glocke (...)
"Friede auf Erden"?
...Dass ich nicht lache!
Auf dass dieses Trugbild den Brand nur entfache!
Den Menschen ein wohlig Gefallen.
Die letzte Glocke (...)
Was kümmert mich eure Welt, die ihr längst zertrümmert?
3. Komm', Oh Tod
Du, oh schönes Weltgebäude
Magst gefallen wem du wilt
Deine scheinbarliche Freude
Ist mit lauter Angst umhüllt
Denen die die Stille hassen
Will ich ihre Weltlust lassen:
Mich verlangt nach dir allein
Bringer allen Endes mein
Komm’, oh Tod, du Schlafes Bruder
Komm’ und hole mich nur fort
Löse meines Schiffleins Ruder
Bringe mich in sich’ren Port
Es mag wer da will dich scheuen
Du kannst mich viel mehr erfreuen
Denn durch dich komm’ ich hinein
In den Sog des Endes mein
In den Sog des Endes, mein
4. Abendklang
Abendklang, wie bist du mir vertraut in traubendunkler Nachtumarmung
Senkst lächelnd deine trüben Hände in den summenden Stock des Wespenvolkes.
Die Uhr schlägt acht und achtmal bin ich hingeschlagen vor dir und durch dich,
Abendklang.
Ruhelos und voller Hass betracht' ich mir summend die blutende Sonne.
Wo werde ich sein, wenn der Morgen mir mit belegter Zunge graut?
Was werde ich tun, wenn die Uhr sorgsam und unerträglich langsam rückwärts tickt?
Wie soll ich schlafen unter jenem grinsenden Wolkenschwer?
Wo bringt die Nacht mir ein schwankendes Dach?
Bin ich allein auf den unergründlich hallenden Straßen des Mondlichts?
Kann ich mich fassen und wie ist mein Kurs?
Was schreit die kleine Amsel im schwarzklammen Park?
Und wo magst du sein, wenn ich wie ein Kind leise weine um dich?
Abendklang, wie ängstigst du meine Ohren mit bitter raschelnder Blätterstille?
Und sieh' nur, die Bäume im blauen Dunst jenes Weges dort.
Auch Glocken und Stimmen von Ferne, wie früher, tönen sie golden gleich.
Und doch singen sie Zukunft, nur ohne meinen Namen.
5. Die Nihilistenhymne (Seelenwinter II)
Winterseele...
Oh wie wohl ist mir am Abend, wenn ich in den Tod mich denk'
Allzusehr zerreisst, verbrennt mich Hass auf das Gewürm
Im Boden eurer Worte, könnt' ich schaufeln mit der großen Kelle
Tilgen dieses Sakrileg, Gewalt an meiner Innenwelt
Nehmt die Welt als eure Hure, schreit herbei den Mummenschanz
Zahlt mit Blut, doch nicht das eig’ne ...Wir sind ja nicht blöde, nein!
Eingeworfen gleich der Münze in den Automat der Welt
Rädchen, dreh dich...Schalter, drück dich. Zieht euch einen Plastikmensch
Tod und Feuer feiern heuer
Mammons Feste wilden Schwarm
Und sei der Zoll auch noch so teuer
Fliehe ich des Zeitgeists Arm Funktionieren...
Funktionieren, abservieren und dazu ein weiser Rat
Immer stramm und, jawohl, aufrecht! ...Dreht sich schon der Magen um?
Nein, nicht nur der! Auch Frau Ethik rotiert kreiselschnell im Sarg
Ach, läg' ich nur ganz nah bei ihr und rotierte fleißig mit
Wo sind all die Blumen hin? Gott hat sie zerrieben
(Wo ich suche und auch fluche)
Zwischen pergament’nen Bücherdeckeln ruhen sie
(Eurer blanken Nähe Schein)
Auch meine Blume liegt zerdrückt im Himmel schon seit vielen Jahren
(Will doch fühlen, tief ich wühlen)
Und mein konserviertes Herz ruht still in Formalin
(Nah und doch ganz ferne sein)
Wenn Dummheit und auch Spott obsiegen
Will ich mich verweigern der
Gnade weich im Bett zu liegen
Allen leichten Glaubens schwer.
Fort, ganz weit fort von hier
Jenseits von Trug und Lüge
Zieht ein so fragiler Stern
Im Dunkel seinen Kreis
Tief, ganz tief in mir
In Mikrokosmen fliege
Ich im All der Wahrheit gern
Und zahle stolz den Preis
Gleich und gleich gesellt sich gern
Dreck bleibt oft in Fugen kleben
Der Bosheit Sumpf mag Wege sperr’n
Und Neid mag feine Netze webe
Ganz entsagen, widerstehen
Alte Sagen brennen sehen
Bleib' steh'n. Diese Rose schenkst du mir mit deiner Liebe sanft
Ich seh’, die Rose Dornen hat, den schneidend Schmerz ins Fleisch dir rammt
Komm, sprich, ist dies' Leben nicht voll ungesagter Lieb’ zu mir?
Dies’ Leben grämt dich bitterlich, So bitte mich: Laß ab von dir...
Krank gemacht...
Ja, krank gemacht hat mich die Sehnsucht
Sucht gesehnt nach Illusion
Utopie, gesät in mir und wilde Blüten es dort trieb
Zu Gärten voller Licht und Wärme
Warm ward mir in tiefster Mitte
Wo ich barg die Blume mir
aus tiefster Liebe Truhenschloss
Doch nun will ich, und seid versichert: Sicher sein vor allen Räubern
(Ewiglich will ich enthalten)
Meiner Träume Kerzenschein... Scheint so, dass ich nicht mehr spiele
(Allen fernen Träumen mich)
Euer Spiel, gezinkte Karten, nichts geht mehr, die Tür ist wieder
(Kalt in tiefer Seele sein)
Zugeschlagen, reingeschlagen, schlagt mich ruhig,
(Ferner Stern, der kreist in sich)
ich spür's nicht
...mehr!
(Fort, ganz weit fort...)
6. Die Zeit Steht Still
Die Zeit steht still
Im Anblick ihres Gesichts
Steht still und schaut
Minuten, Stunden, Jahre
Wohlvertraut
Was sich auch wandeln mag
Sie steht doch unverzagt
Bis Himmel ändern den Kurs
Und die Zeit den
Eigenen Namen beklagt
Eros zieht Kreise, nieder und auf
Geblendet von ihrer Augen Glanz
Das Schicksal zu Füßen gefangen ihr liegt
Verurteilt und erobert ganz.
Mein Herz zieht Kreise
Nieder und auf
Geblendet von ihrer Augen Glanz
Mein Schicksal zu Füßen gefangen ihr liegt
Verurteilt und erobert ganz.
7. Und Dann: Ein Blick
Manchmal, wenn ich ganz allein
Auch unter Menschen will mich sondern
Gehalten von der Kerze Schein
Betracht
Veracht
Was tut da wandern
Gekreisch, Gedöhns, nebst Lug und Trug
Ans Wort klebt schaler Schneckenlaich
Da will ich nie mehr
NIE MEHR
reden
...Für immer schweigen
Hier und gleich
Manchmal, wenn ich ganz für mich
Hier sitz' und schwöre: Ewiglich
Will immerzu ich Stille loben
Da regt sich tief das alte Sehnen
Und obwohl dem Wort entzogen
Entsagt
Verzagt
Wünsch ich mir innerlich
Geliebter Lippen leise Wogen
Die den Schwur zu brechen wähnen
Und wenn dann dort die Türe geht
Und steht
Dort unverhoffter Glanz
Betörend schön, verstehend still
Stiller Wasser Blick verstehend
Und wenn dein Blick mich wissend will
Entfohen aller Welten Hatz
Zerbricht die Welt an jenem Satz:
Du bist es.
Flüst’re ich....
....vergehend
8. Deiner Schönheit Gewahr
Komm nicht näher...
Niemals, nicht fürs Pfand meines Lebens
Hätt' ich die Gewissheit getauscht
Daß all meine Hoffnung vergebens
Zu sehen, was mich nun berauscht
Es trifft mich der Schlag deiner Augen
Das Lied deiner Stimme fegt alles hinfort
Oh Schöne(r), ach könnt' ich nur glauben
Ein Wesen wie dir sei mir Hort
Sag' mir, was denn liegt dort am Grund dieses Sees
(Am Grund dieses Sees liegt nur totes Gebein)
In tief dunklen Wassern, vergraben im Sand
(Meiner Tage, die Frucht eines Baumes der Angst)
Fallen will ich in den Abgrund der Nacht
(Dein Herz, zu fragil für solch eine Pein)
Deiner Augen zu finden, was mir unbekannt
(So flieh' meine Kreise, solang' du noch kannst!)
Bist du's?
Wer weiß?
Die Zeit liegt gefrohr'n, macht sich ewig
Der Nachtfalter trudelt ins Licht
In dir zu verglüh'n macht mich selig
Gott weiß, ich ertrage es nicht
Komm, Schmetterling, flieg in die Hände
Der Staub deiner Flügel benetze wie Glas
Den Mund, und nun finde dein Ende
Dort, wo kein Falter je saß
Gleich dem wilden Tiere lock ich dich nun an
( Die Hand, die du legst mir auf Narben, so alt )
Ganz zart meine Hand tief im Wolfsfell so schön
( Wie Erdkruste sprengen die Schrunden dahin )
Ob Zähne, ob Klauen, nichts schrecken mich kann
( Oh weh' mir, was tust du? ...Was wird aus mir bald )
Denn hinter der Maske hab ich dich geseh'n
( Wenn ganz ohne Klauen und Maske ich bin? )
Am Tag, als ich ward deiner Schönheit gewahr
Dein Anblick tief in mir die Sehnsucht gebar
zu berühren dies Antlitz ein einziges Mal
Seitdem bin ich Unrast, mir bleibt keine Wahl...
Im Strom deiner Hand, da treibt mein Gesicht
Wie Regen auf trockenem Sand
Als williges Opfer wehr ich mich nicht
Denn Bittersüß schmeckt unbekannt
So folge ich dir in den Schatten
Bestaune dich stockend und still
Dein Name ist mir längst veraten
So fessel' mich, weil ich's doch will...
Folg' mir,
So folg' mir!
Ins Lichte hinab?
...Folge und trau* dir
Sieh', was ich hab!
...Auf immer dich sehen
...Bin diesseits der Wand
Fang' deine Tränen
In samtener
Hand
Du bist es...
...ich weiß!
Ich bitt' dich, bleib fort mir, sonst reiße ich dir
Das Herz aus dem Leibe, den Puls aus der Brust
Doch bannt mich der Zauber, dein Anblick und mir
Stirbt weg all die Angst, regt sich die Lust
Ganz gleich ob nun Untier, ob Teufel du seist
(Wie könnt’ ich da halten den düsteren Schwur)
So will ich dich ganz und gar halten in jenem
(Und nicht an dir trinken und glühen vor Gier)
Sturm dieser Nacht, die uns Leben verheißt
(Das grausame Nichts ist Erinnerung nur)
Nun küsse die Haut, die ich hin dir gegeben
(So küss' ich die Haut die nun bietet sich mir)
Am Tag, als ich ward (...)
Borderlineprinzessin
Drumherum
sowieso
weiß warum
anderswo
halt mich fest
kreuz und quer
mir den Rest
leide sehr
sekündär
einerlei
lange her
Narretei
sicher, klar
wie du meinst
wunderbar
wenn du scheinst
irgendwo
ungefähr
so und so
weiß nicht mehr
wie man’s nimmt
ja vielleicht
ganz bestimmt
oder gleich
ohnehin
nimmermehr
ohne Sinn
gar nicht schwer
sozusagen
bitte wie?
ohne Fragen
niemals nie
Wenn in der Nacht der Sturm heult
Und immerzu die Angst dreut
Daß deine Hand die meine scheut
Frisst mich auf der Fragen Mund
Borderlineprinzessin!
Reich’ dir meine Hand
Zeigst mir Rettung, nimmst sie mir
Bin selbst mir unbekannt
Borderlineprinzessin!
Komm' wieder, wirst schon seh'n
Bleib, sonst spült uns fort der Strom
Willst du mich erfleh'n?
factus de materia cinis elementi
sum similis folio , de quo ludunt venti.
(Gemacht aus der Materie, aus der Asche der Elemente
Gleiche ich dem Blatt, mit dem die Winde spielen)
allzuweit
nah bei mir
bin ichs's leid
sag ich's dir
sozusagen
wußt' ich gleich
ohne Fragen
hier und gleich
wärme mich
laß mich los
schäme dich
wie denn blos
dich vermisst
unsagbar
ungewiss
was geschah
Bleibe mir
Laß mich gehn
sterben hier
wirst schon seh'n
weine nicht
ich und du
bitterlich
immerzu
Unvermutet
Katz und Maus
ausgeblutet
schluss und aus
Borderlineprinzessin!
Reich’ dir meine Hand
Zeigst mir Rettung, nimmst sie mir
Bin selbst mir unbekannt
Borderlineprinzessin!
Komm' wieder, wirst schon seh'n
Bleib, sonst spült uns fort der Strom
Willst du mich erfleh'n?
factus de materia (...)
Hinter Fassaden presst blutrot die Narben
Zu meucheln mit kratzblanker Klinge die Nacht
In der wir uns liebten, so gleich doch verschieden
Da hat deine Nähe die Ferne gebracht
factus de materia (...)
Wenn in der Nacht der Sturm heult
Und immerzu die Angst dreut
Daß deine Hand die meine scheut
Frisst mich auf der Fragen Mund
Wenn sich dein Weg im Kreis dreht
Dein Herz zum Horizont strebt
Und schon der Wink den Sturm trägt
Verzweifel in an dir...
Borderlineprinzessin!
Reich’ dir meine Hand
Zeigst mir Sterne, nimmst sie mir
Bin selbst mir unbekannt
Meine Borderlineprinzessin!
Flieh dich ohne Halt
Reißt mir sanft das Herz heraus
Einsam ist es kalt
factus de materia (...)
9. Borderlineprinzessin
10. Stille Atmet Leise Nacht
11. Dies Ist Offensichtlich
Wenn nur so hilflos ein Schweigen nicht wär'
Wenn all die Angst fänd' ein wenig Gehör
Wär’ unser Starrsinn nicht ewiglich
Dies ist offensichtlich
Wenn du nur suchtest die Antwort in mir
Wenn ich nur fänd’ all die Fragen bei dir
Hätt' unser Streben den Weg für sich
Dies ist offensichtlich
Seltsam... die Balance am Abgrund deines Mundes
Wie die Ruhe, so der Sturm
Gefroren, hinter Glas ruht die Zeit
In trauriger Beliebigkeit
Was nun?
Siehst du den Silbermond, der bleicher noch als dein Gesicht
Und wenn er noch mehr Narben hätt', dann könnt' er fast mein Herz sein
Hörst du die Stille dieser Straße klingt wie unser Schweigen
Kann denn Reden Sünde sein? Dreh dich um, sag doch was!
Mir nah' zu treten scheust du dich. Ach, Rücksicht ist ein hohes Gut
Wenn sie denn nur ernst gemeint und nicht der Faulheit Alibi
Hörst du sie rascheln, die Skelette uns'rer Phrasen?
Klipp-Klapp, Klipp-Klapp, Die Mühle mahlt das Mutterkorn
Immer nur sich selbst bewundern, nie den Weg der Fragen geh’n
Nie des Fremden Selbst erkunden, all das macht mich krank
Doch mehr noch krankt die Welt, scheint mir, am Schund eurer Beliebigkeit
Als Platon in die Höhle stieg, ließ er die Unschuld draußen
Du, das ist ferne Flamme, Täuschung hinter Dorngeflecht
Ich, das ist Suche, Regung, tastendes Gewicht
Wir, das ist freier Fall, aneinander schnell vorbei
Jeder in den eig’nen Abgrund, halte mich fest
Wenn Reden Silber, Schweigen Gold ist, dann ist Schreien nichts als Staub
Doch für den Schrei, der uns erlöst, da gäb' ich alles Gold der Welt
Doch sind wir nichts als Bäume die verstreut auf weitem Feld, getrennt,
sich nur berühren, wenn der kalte Wind durch ihre Äste streicht.
Ratet, wie lang, überleget, wie oft
Ich an euren Lippen hing und auf ein Wort gewartet
Ein Wort, welches endlich mehr als nur die Summe seiner Silben
Mehr als nur ein weisses Rauschen, tief im dumpfen Lärm der Zeit
Wenn nur so hilflos ein Schweigen (...)
Im kalten Labyrinth uns durch den Stein gehört
Gegen die Wand geworfen, die nicht ein Wort durchdrang
Drang nach Katharsis, rastlos die Ratte im Käfig
Käfigliebe... Wo ist der Ariadnefaden
Sag, wie kann es sein, dass nie und nimmermehr
Des Menschen Unterlass den Sumpf des Schweigens flieht
Versumpft und ertrunken, gefangen, versunken
Getäuscht und gelogen, die Chancen vertan und verflogen
Wenn nur so hilflos ein Schweigen (...)
12. Schlafe Wohl
Schlafe wohl
verzweifelte Schönheit
Krümm’ dich hinein
in den Sarg deiner Angst
Such tiefer und tiefer
wo glasblanke Augen
ruhelos zucken
in panischem Traume
Gedenk’ nicht des Morgens
wo Staub auf den Worten
und scherbende Tränen
lauern im Dunst
Vergiss diesen Abend
in den Weg deines Lebens
die Abgründe pflanzte
Lauernde Saat
Und du, stolzer Krieger
wache und bange
allein mit der Hydra
des eigenen Denkens
Rasend vor Sehnsucht
doch starr wie die Säule
Steh still und versteinert
und nimmermehr hoffe
Gedenk’ nicht des Morgens
wo jeder zuletzt
im Lachen der Beste
Dir steckt es im Halse
Vergiss jenen Abend
wo alles zerrann
woran du nie glaubtest
Verlorenes Nichts
Schlaft oder wacht
ganz wie es die eu’re
Natur und Bestimmung
in liebloser Welt
Egal wie ihr wendet
das Blatt eurer Zeit
Bestimmt kommt der Morgen
und nimmt euch zuletzt.
13. Träume Weiter, Schönes Kind
Heut' Nacht, als du schliefst, ganz tief und verletzlich, da
Lag ich dir bei und ich hielt deine Hand
Fühlte den Puls deines gierigen Lebens
Sah deine Lieder im Traume sich regen
Oh, schmerzlicher Anblick, der sich dort bot, so
Nah ich dir war, so fern ich dich fühlte
Zwischen beiden Körpern lag mehr als das Laken
Ein Kosmos aus Worten, so fremd, dass mir graute
Oh Schöne, hörst du's nicht, dort draußen
Ruft der Wind nach dir
Warum liegst du still, während mir mit Zähnen aus
Kalt gilben Bein ein grausam' Dämon nagt die
Lieb’ aus der Seele und sich dann erbricht mit
Galle in mein Herz, welches einst für dich schlug
Wessen Schöpfung muss die Welt sein, dass sie uns nun beide
Auseinander reißt gleich zartem Papier. Auf dem
Seh’ ich mehr Worte, als ich sie je erträumt
Calligraphiesünden, radiert, unverkennbar
Oh Schöne schlafe tief und fest,
Ein letzes Mal behüt' ich dich
Träume weiter, schönes Kind nur diese eine Nacht noch
Schwingen uns're Herzen gleich und sei der Mond aus Gold
Wenn der Sonne Strahlen bleich am Morgen reißen dich hoch
Werd ich sein ein Fremder dir und du mir nicht mehr hold
Müde bin ich, geh’ zur Ruh
Doch mach' ich nur die Augen zu
Denn innerlich, wo brennt ein Licht
Ließ mich der Sandmann ungeküsst
Und ich, ich wache, Stund um Stund
Betrachte deine Schultern rund
Und weiss der Unschuld bleicher Schnee...
Was tut’s mir in der Seele weh
Sag' mir warum und wie sich Liebe in Hass
Verwandelt, wie es scheint und langsam vergeht...
Versickert in tiefste Spalten der Erde, die sich vergiftet
Windet im Leid. Die
Tränen, die wir weinen auf dem Grab uns'res Glückes, sie
Rinnen durch die Erde und finden den Weg
In die Flüsse, wo sie sich vereinen mit dem Weinen der
Menschheit und treiben ins Meer allen Seins
Oh Schöne, schlafe weiter denn der
Morgen, er wird grausam!
Träume weiter (...)
Ruh’ nun still, mein schönes Kind
Wie könnt’ ich, wenn nichts sicher bleibt?
Nichts ist sicher, schlaf’ geschwind
So trau’ ich dir und bin...... bereit
14. Ein Sehnen
15. Spinnenbein Und Falkenherz
Dunkel das Zimmer, verhaltener Abglanz
Des Zwielichtes draußen klebt dort am Türspalt
Wie sterbendes Moos, und im Stein sitzt die Spinne
Verwebt meine Freude mit seidiger Angst
Hörst du die Stille, aus Ritzen und Fugen
Reckt sie die Finger, kratzt hinter der Wand
Der Schatten im Eck birgt so manches Geheimnis
Der Spiegel hängt lauernd, ich liege erstarrt
Still, stör’ die Ruhe nicht
Weil du sonst den Zauber brichst
Denn in dieser Nacht, da wandle ich mich wieder
Steige im Flügelschlag über uns hinaus
Greifende Klaue, unruhiges Gefieder
Dies’ Falkenherz im Käfig schreit:
Lass mich hier raus!
Mein Schritt setzt den Fuß auf gebrochene Fliesen
Ich denke, ich denke, doch bin ich, bin ich?
Und höre dich atmend dort liegen und gleiten
Dort liegst du ganz nackt, äonenweit fort
Ich streife durchs Zimmer, die Katze im Käfig
Zitternde Finger streicheln das Glas
Ich schlage die Stirn in die Härte des Spiegels
Dem Spinnennetz gleich durchzieh’n Risse das Bild
Denn in dieser Nacht (…)
Ich liebte dich heut’ Nacht
Und wollt’ dir manches geben
Doch wer hat nun die Macht?
Erstickt mein neues Leben
Was wäre richtig nun
Ich sollte wecken dich
Doch Feigheit hemmt mein Tun
Was bleibt mir denn als nur der
Wahnsinn?
Als der Mond zog seine Kreise
Nahm die Sehnsucht mir die Wahl
Sang von drauß’, wer zu versteh’n sucht
Geht den Weg, der lang und schmal
Musst’ hinaus ins taube Dunkel
Zu erkunden was mich rief
Hab gesucht und viel gefunden
Als ich ums nackte Leben lief
Dunkel das Zimmer, verhaltener Abglanz
Des Zwielichtes draußen klebt dort am Türspalt
Wieder nun lieg ich an deiner Seite
Doch diesmal, ja diesmal, da finde ich Ruh’
Denn seit dieser Nacht gelten and’re Gestirne
And’re Gezeiten, die Spinne, sie schweigt
Tief in der Wand und ich streichle ganz leise
Dein schlafendes Antlitz nun zum letzten Mal
Still, stör’ die Ruhe nicht
Weil du sonst den Zauber brichst
Schweig, sei nur Schlaf und Traum
Im Dunkeln wächst ein Knochenbaum
Denn (…)
16. Kalt, Dieser Morgen
Der Tag grüßt heran
langsam und fahl
nur die Amsel singt
zitterndes Gras
Gewendetes Blatt
fahrig die Schrift
salziger Schmerz
kein Ende in Sicht
Wie gnadenlos
gleichgültig schön
offenbart das Licht
Kein Vorhang fällt
Fallen will ich
zurück in den Schoß
dieser jenen Nacht
doch aufgewacht
Und eingerahmt vom Morgenlicht zählst du
die Tränen dieser Nacht, machst sie zu Blei
Schrotgeschoss, ein Weinen mir ins Herz
Dagegen wächst kein Kraut, ich nehme Tee
Kalt dieser Morgen
Bitterniss im Glas
eingeschenkt die Sorgen
und ich vergaß
Bringt nichts ins Reine
Wenn du nur bliebst
Bleib ich alleine
Was du auch gibst
Wie klang dein Flüstern
in jenem dunklen Nest
Erinnerungsscherben
ich sammel’ sie ein
Wie roch dein Haar
in jener Stund'
Weiß es nicht mehr
hab's nie gewusst
Und unbarmherzig jagt uns diese Zeit
Jagd uns auseinander, rundherum
Keine Chance, Widerstand zwecklos
Geist und Zeit, Zeitgeist in uns selbst
Kalt, dieser Morgen (...)
Wenn ich könnte
wie ich wollte
würd’ ich wollen
dass ich will
Doch wie ich sehe
sehe ich
dass ich alles
was ich sehe
niemals sah
Doch eines Tages, so gilt nun mein Schwur
Da werd ich den Teufel besiegen
Werd' so Gott will, ein einzig's mal nur
Mauer und Wall überfliegen
Steine im Herzen und Bretter vor’m Kopf
Soll'n unter der Liebe zerbersten
und wer uns da wirft in einen Topf
mit Narren, dem wollen wir scherzen
Und Licht sei mein Schwert und Wärme mein Schild
und Feuer die schimmernde Wehr
Was wir bekommen, so sind wir gewillt
das geben wir niemals und nimmermehr her Und wenn man uns spottet und Träumer uns nennt
dann, glaub' mir, berührt uns das kaum
Denn der, welcher sich nicht zum Narr-sein bekennt
wird welken hinfort, ganz ohne Traum
So welk' ich hinfort ohne Traum
...ohne Traum
Kalt, dieser Morgen (...)
Kalt, dieser Morgen
Kalt meine Hand
was aus uns geworden
dein Halt mir schwand
ich uns beweine
wie ich dich seh’
Bleib ich alleine
alles ist weh...
...Bleib ich alleine
alles...
...ist...
...weh...
17. Morgenstille
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